DER BEHÖRDENWILLKÜR HILFLOS AUSGESETZT
29.08.2019
Ich bin wieder im gleichen Hotelzimmer in Cilegon wie letztes Mal, als wir in Cilegon mit den Behörden um eine Visumverlängerung gekämpft hatten. Arie, unser indonesischer Freund und Bürge, der uns dabei geholfen hatte, hat uns auch heute wieder beigestanden und mit dem Auto abgeholt. Gerdi wurde zum Bus nach Jakarta-Airport gefahren und Arie klapperte mit mir die Behörden ab um die notwendigen Checkout-Clearance-Paper zu bekomnen, ohne die ich in kein anderes Land einreisen könnte. Arie hatte mich zwar eingeladen bei ihm zu übernachten, aber ich bin fix und fertig nach dem Tag, so dass ich mich davor gedrückt habe dort zu übernachten. Bei 12,- €/Nacht inkl. Frühstück, ziehe ich das Hotelzimmer vor. Er hat mich um 18:30 am Hotel abgesetzt, d. h. er war seit 04:30 unterwegs, das sind 14 Std.
Als wir heute Morgen um 10:00 bei Imigrasi in Cilegon (50 kn nördlich von unserem Ankerplatz) endlich ankamen, sagte man uns, wir müssten zuerst zur Port Authority in Anyer (eine Stadt weiter südlich, durch die wir bereits durchgefahren sind) gehen, weil unser Boot vor Carita am Anker liegt, sei Anyer zuständig. Also sind wir nach Anyer gefahren, 29 km. Dort angekommen sagte man uns, dass Carita zum Distrikt Labuhan gehört, und dass wir dort die Port Authority aufsuchen müssten. (Labuhan liegt weitere 15 km südlich von unserem Ankerplatz)
Also noch weiter zurück nach Süden.
Und morgen geht’s wieder nach Norden. Wir müssen wieder zu:
1. Imigrasi (Cilegon) (obwohl wir da heute schon waren)
2. Customs (Cilegon)
3. Quarantine (Labuhan)
4. Port Authority (Labuhan)
(hier müssen wir nochmals hin, obwohl wir auch dort heute schon waren, weil wir die oben angegebene Reihenfolge einhalten müssen (Na ja – sind ja nur 3 – 4 Std. Fahrtzeit, einfache Fahrt)
Also wieder die halbe Insel runter. Das sind zwar nur 54 km von Imigrasi entfernt, aber bei den Straßen und dem Traffic ist das mühsam.
Die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Dass man beim Auschecken, also beim Verlassen des Landes zum Quarantine gehen muss, erschließt sich mir auch nicht. Die reine Verarsche. Bin gespannt, was sie dafür abkassieren. Bei der Port Authority gingen meine Papiere durch die Hände von sechs Leuten. Es hat ewig gedauert, bis man uns Istruktionen gegeben hat, wo wir überall hinmüssen und was wir zu tun haben.
Wir mussten einen Brief aufsetzen indem ich erkläre, warum ich nicht wie zuvor (beim Auschecken in Bali erklärt) nach Lombok gefahren bin sondern nach West – Java. Auf dem Papier MUSS neben meiner Unterschrift ein Stempel von meinem Boot sein (??!???). Ich habe zwar ein Stempel von der Faulen Haut, aber der liegt auf dem Boot. Als wir einwandten, wir hätten keinen Bootsstempel, sagte man uns, dass wir statt dessen auf dem Postamt eine Briefmarke kaufen können, und auf das Papier aufkleben müssen. Oh – was für eine sinnvolle Alternative ¥£%#???.
Sh!t – die indonesischen Behörden sind voll abgedreht. Und dieses komische Prozedere wird mit solch einer Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit hinterlegt, da hast mit Dir zu kämpfen, nicht auszurasten.
Bin auf den morgigen Tag gespannt und hoffe, dass wir die vier Behörden, die sich an unterschiedlichen Orten befinden, alle an einem Tag abklappern können. Ich will endlich weiter segeln. Ich sehne mich danach, endlich auf dem Indischen Ozean zu sein um diese Kacke schnell vergessen zu können.
Am nächsten Tag:
30.08.2019
Um die Mittagszeit saßen Arie und ich bei Customs um den notwendigen Stempel zur Erstattung des Auscheck-Papiers zu bekommen. Sechs Officer brüteten über meine Dokumenten und schoben sie hin und her.
Dann wurde unterbrochen fürs muslimische „Freitagsgebet“. Wir mussten eine weitere Stunde warten. Als sie wiederkamen, brüteten die Officer erneut über meine Papiere. Vermutlich haben sie beim Freitagsgebet Allah um Schmiergelder gebeten, denn ihr Gebet wurde erhört. Als wir versteckt etwas Knete rüberschickten war innerhalb zwei Minuten der Stempel auf meinem Papier. So lief es zuvor auch bei „Imigrasi“ ab. Arie und ich sind schnell ins Auto gesprungen um 55 km nach Süden zur Quarantine und Port Authority zu fahren.
Wir wollte dort sein vor Büroschluss.
Das ist uns auch gelungen. Wieder brüteten mehrere Leute über meine Papiere. Gleich würden sie das Büro schließen und uns bitten am Montag wieder zu kommen (dann müsste ich weitere zwei Tage in Cilegon ins Hotel und Arie müsste ein weiters mal mit mir dort hin fahren). Ich kann nicht verstehen, was sie da auf indonesisch von sich geben, aber Arie. Er rät mir an, auch hier die Leute zu schmieren. Gesagt, getan, und schwupps, war der Stempel auf dem Papier. Jetzt nur noch eine Hürde, die Port Authority. Und wie ihr es euch denken könnt, es lief nach dem gleichen Schema ab. Die grimmigen Gesichtszüge des Officers erhellten sich als wir ihn ein wenig geölt hatten und schon saß er hinter dem PC und produzierte mein Auscheck-Papier in wenigen Minuten.
Hat mich ne Stange Geld gekostet, aber die Alternative wäre mir noch teurer gekommen. Muckst du dagegen auf, musst du damit rechnen ins Gefängnis zu gehen. Und dann googelt mal, wie es in idonesischen Gefängnissen zugeht.
Schmiergeldzahlungen sind also nach wie vor „in“ in Indonesien. Sollte mich eigentlich nicht wundern, denn so hatte ich es zuvor im Internet gelesen. Ist schon traurig, solch eine Unehrlichkeit.
Möchte aber darauf hinweisen, dass die Leute auf der Strasse anders gestrickt sind. Es ist halt hier genauso wie in der Karibik: Die Leute in Uniform sind alle entartet.
Über die Indonesier auf der Straße kann ich nur gutes berichten..