Faule Haut hat den Pazifik erreicht.
Für Landratten nichts interessantes.
Für die meisten Skipper ein Traum.
Für die Faule Haut Realität:
Skipper Ingo ist mit der Faulen Haut unbeschadet vom Atlantik in den Pazifik übergewechselt.
Hallo Freunde der Faulen Haut, bisher hab ich nur gespielt. Jetzt wird’s ernst. Ich werde in den nächsten Monaten 95 % meiner Zeit auf dem offenen Pazifik verbringen.
Der ist riesig. Er bedeckt ca 1/3 der Erdoberfläche. Er ist größer als der Atlantik und der indische Ozean zusammen. An seiner breitesten Stelle in ost-west Richtung ist er so breit wie der HALBE ERDUMFANG. Die Entfernungen zu den Inseln sind immens.
Die Atlantiküberquerung von Tenerife nach Guadeloupe waren läppische 2.600 sm. Zu dritt unterwegs. Das war ne Kaffeefahrt.
Wenn ich von Panama nonstop allein nach Pitcairn segel sind das über 3.600 sm (kürzeste Strecke gerechnet!). Sollte ich abschnittsweise kreuzen müssen, könnten daraus 4.000 oder 5.000 gesegelte Seemeilen werden.
Diese Etappe nach Pitcairn wird bei meiner Weltumsegelung vermutlich die längste und härteste Strecke von allen sein, die ich bewältigen muss.
Ab Pitcairn gibt’s dann wieder Kaffeefahrten. Da geht wieder das Insel Hopping los. Da kann ich mich dann von Insel zu Insel bis nach Australien rüber hangeln. Obwohl auch hier einige Inseln 1.000 sm auseinanderliegen.
Macht euch also keine Sorgen wenn ihr ab jetzt wochenlang nichts von mir hören werdet.
Ich rechne damit vier bis fünf Wochen bis Pitcairn unterwegs zu sein. Den Schnitt von 4,6 kn den wir bei der Atlantiküberquerung hatten, werde ich vermutlich nicht halten können, weil ich allein unterwegs bin. Ich werde nachts und auch bei Starkwind mehr Reffen als auf der Atlantiküberquerung, d. h. weniger Segelfläche rausholen. Ich kann nachts nicht dauernd aufstehen und reffen und die Segelgröße verändern.
Auch das durchqueren der „Doldrums“ (Flautenzone) wird mich vermutlich viel Zeit kosten. Zwischen dem 5. Breitengrad Nord und Süd, also in Äquatornähe, liegt die „Intertropische Konvergenzzone“ die geprägt ist von totaler Flaute, drehende Winde und Hurricanes. Dieser Gürtel, den ich durchqueren muss, ist ca. 600 sm breit und hier ist alles möglich. Kann sein, dass ich zwei oder drei Wochen in der Flaute dort fest hänge.
Wenn ich mich richtig erinnere, hat Laura Dekker hier zwei Wochen auf der Stelle gedümpelt, bis sie plötzlich glücklich war, dass ein wahnsinns Sturm aufkam der sie aus der Zone heraus katapultierte.
Ich hatte ja vor, mir eine Kurzwellenanlage mit Pactormodem zu installieren. Damit hätte ich rund um die Uhr E-Mails – und vor allem Wetterdaten – senden und empfangen können. Leider hatte ich so viele andere Ausgaben rund ums Boot, dass ich mir diese Installation nicht mehr leisten konnte.
Insofern nun auch riskant, weil ich jetzt keine Möglichkeiten habe, auf dem offenen Meer Wetterdaten zu empfangen. Ich werde also in keiner Weise über Stürme oder Unwetter gewarnt werden können und bin sechs Wochen blind ohne Infomöglichkeit unterwegs. Wünscht mir Glück!
Angeblich gibt es auf Pitcairn (da leben nur 54 Leute) eine einzige 1-MBit Internetverbindung. Wenn ich die nutzen darf, melde ich mich kurz. Wenn nicht, dann kann ich mich erst von Französisch Polynesien melden. Das wären nochmal 1.000 sm weiter. Ä
Also – Geduld.
Das Foto zeig das Tor der letzten Schleuse und den Eintritt in den Pazifik.
Auf dem Weg durch den Panamakanal musste ich vier „Linehandler“ und einen Lotsen mitnehmen.